Wenn man ein Buch von Torben Kuhlmann aufschlägt, erwartet man eine fantasievolle Geschichte, gut verpackte Sachkunde und tolle, fotorealischte Illustrationen. "Die graue Stadt" erfüllt diese Erwartungen zu 100 Prozent! Die Geschichte von Robin, die sich mit Freunden gegen die Machtübernahme der Grauwerke wehrt, ist für mich eine Allegorie auf die Verdrängung der Freude durch den "grauen Alltag". Farbe, Musik, Komik, Kreativität sind in dieser Welt nichts wert, und wenn sich erwachsene Leser an Stasimethoden erinnert fühlen, ist das sicher kein Zufall. Auch die grauen Herren von der Zeitsparkasse bei Michael Ende kamen mir beim Lesen in den Sinn. Die Menschen der grauen Stadt haben sich angepasst, sind still und grau geworden, und es gibt reichlich Kontolleure und Vollstrecker. Als Robin dann hinter die Fassaden schaut, entdeckt sie, dass im Versteck des Privaten noch Farben leuchten. Dadurch ermutigt, macht sie sich mit ihren Freunden auf, das "Grauen" zu bekämpfen. Ein wunderbares und spannendes Buch, ein Leseerlebnis erster Güte für Kinder und Erwachsene!
Walburga Rembold